Von den 10000 Übe-Stunden, die man laut Expertise -Forschung (mindestens? Oder soll man dann aufhören, hihi , Verzeihung für den zynischen Scherz) braucht, um "Experte" seines Instruments und Faches zu werden , habe ich sicher mehr als 1000 Stunden mit diesem Stück verbracht: das Mozart Fagott Konzert in B-Dur , Köchelverzeichnis 191 , geschrieben für den Freiherrn und (Amateur- aber was heisst das schon, wo ist in der damaligen Zeit hier die Trennlinie zu ziehen zum Profi -)Fagottisten Thaddäus von Dürnitz, der ja auch wunderbare Sonaten u.v.m zur Fagottliteratur beigesteuert hat als Komponist.
Zwar habe ich immer auch die Partitur und den Klavierauszug studiert, durch das Improvisieren beim Begleiten meiner Fagott- Schüler am Klavier habe ich einen neuen Zugang bekommen:.oft spiele ich die Harmonien mit variablem Rhythmus und Akkordstellung, schaue wieder in die Partitur und sehe den Unterschied: Mozart wählt bestimmte Umkehrungen , lässt Akkordtöne in der Begleitung weg, lässt auch bis zu zwei Viertel Generalpause in den hohen Streichern.
Diese imitieren im dritten Takt den Septsprung f es 'und dessen Auflösung im vierten Takt es' d' in einer Zweierbindung , unmerklich und elegant, jetzt. 6.Takt auf der drei und vier: nur eine Terz und Sext in Achteln mit Achtelpause , wieder Imitation im nächsten Takt c' b in Zweierbindung, dann Ripieno wieder mit furiosen 16teln.
Interessant die Einsätze und Bewegungen der Bratsche Stimme: oft geht sie spiegelverkehrt nach oben , während sich der Rest nach unten bewegt, ist teils versetzt und eigenständig.
Auch dadurch erhält der erste Satz , finde ich, eine ganz eigene Lebendigkeit, auf wenige Stücke trifft Allegro, "Lebhaft" derart zu, mit "Energie"könnte man den Satz vielleicht auch titulieren.
Nichts "Unpassenderes" gibt es für meinen Geschmack als einen zu dunklen Klang, und eine zu enge Dynamik, die wenig Amplitude und Extreme kennt gerade im ersten Satz.
Dann kann das Stück leider schnell harmlos klingen, womit diese Musik aber mal so gar nichts am Hut hat.
Die Einspielung Prof.Klaus Thunemann mit der Academy of St.Martin the Fields legte für die damalige Zeit diesbezüglich einen Standard in Brillianz und Klarheit sowie Flexibilität im Ton.
Einspielungen wie von Prof. Sergio Azzolini am klassischen Fagott mit historisch informierter Aufführungspraxis sind spannend und bereichernd auch deswegen, weil sie das Fagott in seinem flexiblen Rolle zwischen Continuoinstrument Und Soloinstrument zeigen, werden hier ja auch die Tuttiteile mitgespielt, wobei das klassische Fagott nach meinem Empfinden weniger schwerfällig wirkt.
Klanglich scheint das Instrument klassisches Fagott müheloser mit dem Orchester zu verschmelzen als das Moderne, aber nur wenn man s kann natürlich.
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